100 Jahre Gartenbauverein Breitbrunn 

Oft spricht man in politischen Kreisen und auf Ämtern seit der Gebietsreform vom "Ortsteil Breitbrunn". Verwaltungsrechtlich gehört Breitbrunn in der Tat zur Gemeinde Herrsching und der Herrschinger Bürgermeister ist auch der Bürgermeister von Breitbrunn. Die Selbständigkeit scheint dem alten Dorf am See verlorengegangen zu sein, aber im Bewusstsein der Ortsbewohner und in den Vereinen lebt das Dorf in seiner Eigenart weiter.

Besonders stolz sind die Breitbrunner deshalb auf ihr Kinderhaus, ihren Kapellenverein, ihren Schützenverein, ihren Trachtenverein, ihre FFW, ihre Sportfreunde - und ihren Verein für Gartenbau.

Dieser Verein für Gartenbau- und Landschaftspflege wird heuer im Jahr 2020 nun 100 Jahre alt. 
Unsere Festschrift wurde rechtzeitig zum Jahresbeginn fertig und wird seit Januar 2020 für 3 Euro verkauft. Siehe Festschrift 100 Jahre GVB.

Bei den Recherchen zur Vereinsgeschichte sind wir auf folgenden alten Zeitungsartikel von 1920 gestoßen, der erstmalig den "Obstbau- und Bienenzuchtverein Breitbrunn-Schlagenhofen" erwähnt:

Land- und Seebote, Nr. 163, 24. Aug. 1920, 45. Jahrgang:  Artikeltext zum Gründungsjahr 1920
 "Vom 13. bis 16. ds. Mts. hatte der Obstbau- und Bienenzuchtverein Breitbrunn-Schlagenhofen für seine Mitglieder einen Rundgang durch die Obstgärten älteren Bestandes, sowie durch die zahlreich entstandenen Neupflanzungen der letzten Jahre veranstaltet. Spaliere wie Busch- und Formobst forderten dringend eine ordnende Hand und fachlichen Schnitt. Abends fanden in anschließender Versammlung die Beobachtungen über mangelhafte Boden- und Baumpflege, über Krankheits- und Ungeziefererscheinungen und ihre Bekämpfung eingehende Besprechung. In Bezug auf Vereinsangelegenheiten ist mitzuteilen, dass die Vorstandsschaft auf H. Lehr. Meier übergegangen ist."

 

 


Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums hat der Verein im Januar 2020 eine Festschrift veröffentlicht:

Festschrift 100 Jahre Gartenbauverein Breitbrunn
"Wundervolle Gärten, alte Bäume und Wildblumenwiesen am Ammersee"
Ein Gartenheft, eine Festschrift, ein Rückblick des Vereins

In der Festschrift finden sich Geschichte und Geschichten, umrahmt von viel Fotomaterial zum Verein selbst aber vor allem zu Breitbrunner Gärten, dem Klostergarten, zu den alten Bäumen im Ort, zu den Wildblumenwiesen am Jaudesberg u.v.m.

Die Festschrift wurde erstmalig auf der Mitgliederversammlung im Frühjahr 2020 verkauft und kann nun beim Vorstand bzw. seit 15. Mai 2020 auch in Paula von Pergers Hofladen für drei Euro erworben werden!

Im April, inmitten der Corona Phase mit ihren Ausgangsbeschränkungen, schickte der Vorstand die Festschrift allen Mitgliedern kostenfrei zu - als kleiner Mutmacher für diese schwierige Zeit. Der Vorstand erhielt sehr viel positives Feedback für diese Geste. 

Inzwischen hat der Gartenbauverein 375 Gartenhefte kostenfrei an alle Mitglieder verteilt und weitere Exemplare verkauft bzw. Institutionen überlassen. Da die Festschrift als informative und allgemeine Zeitschrift gestaltet wurde und nur ein kleiner Teil eine Chronik ist, können wir das über 50 Seiten starke Buch auch noch in den nächsten Jahren zur Information verwenden. Bisher wurde das Heft sowohl von den Fachleuten wie auch von den Gartlern sehr gelobt.
Wir freuen uns, dass noch etwa 200 Exemplare vorrätig sind. So kann die Schrift, die auch in der Bayerischen Staatsbibliothek ausleihbar ist, weiterhin beim Vorstand für 3 € erworben werden. Weitere Ausleihstellen sind die Breitbrunner und Herrschinger Gemeindebibliothek und der Gartenbauverein mit seiner Vereinsbibliothek. Jeder kann natürlich erst mal reinschauen und dann kaufen. 

Lesen Sie hier bereits zur Einstimmung das Vorwort: 

Vorwort zur Festschrift

Mensch sein heißt Gärtner sein.
All meine Schmerzen kann mein Gartenspaten heilen.
Pass dich dem Schritt der Natur an; ihr Geheimnis heißt Geduld.
Von Ralph Waldo Emerson, 1803-1882

Aktivität und daraus folgende Schmerzen, Veränderung durch körperlichen Einsatz, Wachstum und Geduld, bis das Erwartete, die Frucht sich zeigt… Grundhaltungen, die wohl jeder Gartler aus eigener Erfahrung kennt! Aktivität war auch gefragt in der Geschichte unseres Gartenbauvereins. So wollte das Wachstum am Anfang nicht so recht fortschreiten, denn 1909 klagte das Bezirksamt Starnberg, dass es „bedauerlich ist, dass es mit dem in Breitbrunn gegründeten Obstbauverein nicht recht vorwärts gehen will.“ Und Geduld war gefragt, bis der „Obst- und Bienenzuchtverein Breitbrunn-Schlagenhofen“ 1920 endlich formal „aus der Taufe gehoben“ war. Damit sind wir im Gründungsjahr unseres Vereins. Die Frucht zeigte sich.

Körperlicher Einsatz: Wie bei den anderen Gartenbauvereinen im Landkreis ist auch in Breitbrunn zu vermuten, dass der Ackerbau als Grundlage der Ernährung für die dörfliche Bevölkerung im Mittelpunkt stand. Es ging zum Beispiel um den Anbau von bestimmten Kartoffelsorten und um die Pflege der alten Obstsorten. Die grundlegende Bedeutung der fleißigen Bienen war den Gartlern damals sicher bewusst, das zeigt ihre Erwähnung im Namen. Schade, dass aus dieser Zeit keine schriftlichen Quellen mehr vorhanden sind.

Veränderung: In der Ideologie des Nationalsozialismus spielt zwar das Bauerntum eine wichtige Rolle, doch wurde alles Gesellschaftliche gleichgeschaltet. Ein eigenständiger Verein störte die verordnete „Volksgemeinschaft“. Während des zweiten Weltkrieges war also, nach Aussage von Hermann Breitenberger, der Verein „still gelegt“ und erst im Jahr 1946 haben ihn Josef Glas und Maria Merkt unter neuem Namen wiederbelebt. Seit dieser Zeit heißt er offiziell: „Verein für Gartenbau und Landschaftspflege“. Einige wenige Dokumente, wie der Mitgliedsausweis von Maria Merkt und das Kassenbuch der Nachkriegszeit, sind als Belege heute vorhanden.

Geduld war von nöten, um festzustellen, dass die Gartler gar nicht im Vereinsregister verankert waren. Am 17. Januar 2018 wurden sie notariell als „eingetragener Verein“ neu im Register mit der Nummer 207495 registriert. Die Gemeinnützigkeit im Dienst von Mensch und Natur wurde erneut in der Satzung festgeschrieben.

Ernte: Viele haben sich über die 100 Jahre um diesen Dienst bemüht und darum, dass der Verein weiterentwickelt wurde und die vielen historischen Brüche überstanden hat. Ich freue mich, dass wir jetzt, im Jahr 2020, unser 100jähriges Jubiläum feiern dürfen, und ich danke allen, die dabei helfen und geholfen haben, es vorzubereiten.

Breitbrunn, 1. Januar 2020, Heidi Körner, 1. Vorstand im Verein für Gartenbau und Landschaftspflege Breitbrunn am Ammersee e.V.